Hardcover mit SU, 335 Seiten, Bern 2003, sehr gut
Eine spirituelle Überzeugung, eine Religion, die kulturelle und geistige Heimat, das lässt sich nicht so einfach wechseln oder austauschen. Damit verbunden ist ein ernsthafter, manchmal schwieriger, vielleicht sogar aufwühlender und verwirrender Gedankenprozess. Und der Dalai Lama empfiehlt sogar, dass jeder bei der Religion bleiben sollte, mit der er aufgewachsen ist.
Was bringt dennoch immer mehr westlich geprägte Menschen dazu, sich einer asiatischen Religion zuzuwenden, die auf den ersten Blick nur schwer in den deutschen Alltag, die Kultur, die Tradition zu integrieren ist? Entsteht durch diese Konversion vielleicht sogar eine neue Form des Buddhismus einer gemeinsamen, west-östlichen Ausprägung?
Die 23 Berichte von Männern und Frauen ganz unterschiedlicher Herkunft erzählen von den Motiven, von prägenden Erlebnissen, tiefen persönlichen Krisen oder intensiver Sinnsuche. Ausgewählt wurden ausschließlich Menschen, die schon einen langen Entwicklungsweg im Buddhismus gegangen sind. Das hat den Vorteil, dass sie nicht nur vom ersten Enthusiasmus erzählen können, sondern auch von den Phasen des Zweifels oder der kritischen Revision des eigenen Standortes. So sind diese Berichte nicht Zeugnis einer Episode bleibenden Neugier, sondern dokumentieren eine ernsthafte, nachhaltig tragende Beschäftigung mit dem anderen Glauben, ein wahrhaftes Umdenken in spiritueller Hinsicht.
Besonders spannend für den Leser ist dabei die Beschreibung des Moments, der den Ausschlag gab, tatsächlich dabei zu bleiben. Auslöser für eine intensive Sinnsuche oder den Wunsch nach Neuorientierung sind viele denkbar: berufliche, persönliche, gesundheitliche Krisen, Neuausrichtung im eigenen Leben etc. Was aber gibt letztendlich den Ausschlag, tatsächlich beim Buddhismus zu bleiben? Was ist so attraktiv, beglückend oder erfüllend? An der Theorie, der Lehre, aber auch, untrennbar davon, an der praktischen Ausrichtung, dem Übungsweg des Buddhismus? Hier bietet das Buch viele spannende Einblicke.
Die ausführlichen Berichte der 23 deutschen Buddhisten werden ergänzt durch kurze biografische Vorbemerkungen und teilweise die Angabe von Kontaktadressen zu Instituten und Zentren. --Kathrin Rüstig
Die Herausgeberin: Dagmar Doko Waskönig, geb. 1943 in Arnsberg, studierte Kunsthistorikerin, wurde 1986 im Zen-Kloster Shobozan Fudenji(Italien) ordiniert und erhielt nach entsprechender Ausbildung eine Lehrautorisierung. Offen auch für andere buddhistische Richtungen, wurde sie Schülerin von Dagyab Kyabgön Rinpoche und engagiert sich neben ihren diversen Lehr- und Dozenten-tätigkeiten in verschiedensten Funktionen in der Deutschen Buddhistischen Union.