Taming the Poisonous: Mercury, Toxicity, and Savety in Tibetan Medical Practice, by Barbara Gerke - Copy

Hardcover, 379 pages, bw illustrations, Heidelberg 2021, new

Diese umfassende ethnografische und sozio-historische Forschungsarbeit zeigt, wie verschiedene Sichtweisen von Toxizität und Sicherheit in einer globalisierenden Welt transkulturell zum Ausdruck kommen. Das Buch untersucht erstmalig den „pharmaceutical nexus“ von Quecksilber in der tibetischen Medizin (Sowa Rigpa). Dort wird es seit dem 13. Jahrhundert hauptsächlich in Form von tsotel, einer metallorganischen Quecksilbersulfidverbindung verwendet, welches in kleinen Mengen bestimmten Arzneimitteln zugesetzt wird, um die Wirksamkeit anderer Inhaltsstoffe zu verbessern. In Übereinstimmung mit tantrisch-buddhistischen Ideen setzen sich tibetische Ärzte mit giftigen Substanzen auseinander und verwandeln sie durch „Zähmung“ in wirksame Medikamente und Elixiere, anstatt sie zu vermeiden oder auszuleiten.

Seit kurzem löst das vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen initiierte weltweite Minamata-Übereinkommen Debatten über die Verwendung von Quecksilber in asiatischen Arzneimitteln aus. In diesem Zusammenhang interagieren asiatische Medizintraditionen zunehmend mit biomedizinischer Wissenschaft und Technologie. Dabei stellt sich die Frage, was auf dem Spiel steht, wenn tibetische Ärzte in Indien und Nepal, Forscher und Aufsichtsbehörden die Toxizität und Sicherheit von Quecksilber unterschiedlich definieren. Wer bestimmt, was „giftig“ und was „sicher“ ist, und wie? Was bedeutet dies für die Zukunft der traditionellen asiatischen medizinischen und pharmazeutischen Praxis?

Barbara Gerke  (M.Sc., D.Phil., Universität Oxford) ist Sozial- und Medizinanthropologin. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die tibetische Medizin (Sowa Rigpa) mit einem regionalen Fokus auf dem Himalajaraum. Sie leitete mehrere Forschungsprojekte in diesem Fachbereich. Ihr aktuelles FWF (Wissenschaftsfonds) Projekt Wirkungsvolle Substanzen in Sowa Rigpa und buddhistischen Ritualen ist an der Universität Wien angebunden.

Autor: Barbara Gerke
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