Softcover, 347 Seiten, 2006, neu
Mit dem Neudruck des seit langem vergriffenen Buddhistischen Yogalehrbuchs in der Edition von Dieter Schlingloff, einer der wichtigsten philologischen Arbeiten der Buddhologie in der zweiten Hälfte des 20. Jhs., macht das EKÔ-Haus der Japanischen Kultur e.V., Düsseldorf, in seiner Reihe der „Buddhismus-Studien" ein fundamentales Quellenwerk des Buddhismus wieder zugänglich, das in einem wesentlichen Punkt mit der eigenen Lehrtradition dieses Hauses, derjenigen des Buddhismus des Reinen Landes, und mit einem konstitutiven Grundzug der Entstehung des Mahâyâna überhaupt in sachlicher Verbindung steht: nämlich in der ritualisierten, mandalaförmigen Schau und der kontemplierenden weltbefreienden Betrachtung. In diesen Komplex gehören nicht nur Mahâyâna-Schriften wie das Pratyutpanna-samâdhi-sûtra, das Betrachtungssûtra der Reine-Land-Tradition, das GaÝÇavyûha-sûtra oder bestimmte bis heute in Tibet praktizierte Visualisationsübungen, sondern hierher gehört auch das bislang immer noch nicht genügend zur Kenntnis genommene und hier wieder zugänglich gemachte Yogalehrbuch von der Seidenstraße. Es läßt sich als ein wichtiges Bindeglied zwischen dem älteren und dem Mahâyâna-Buddhismus Zentral-und Ostasiens verstehen. Das EKÔ-Haus hat sich zu dieser Publikation über 40 Jahre nach ihrem ersten Erscheinen nicht nur entschlossen, um die betroffenen Fachwissenschaftler und die historische Philologie wieder mit dieser Arbeit auszustatten und so das wichtige, aber noch von vielen Rückständen betroffene Wissenschaftsgespräch darüber neu zu entfachen, sondern auch, um der interessierten breiteren und nicht nur spezialisiert fachkundigen Öffentlichkeit diese erstaunliche Schrift zu Studium und Bedenken besonders ans Herz zu legen. Daß dies nicht geschehen kann, ohne den höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen zu genügen, ist eine der Grundüberzeugungen des Herausgebers. Die Wahrnehmung des Buddhismus im Westen würde ohne die Verbindlichkeit und Expertise der zugehörigen Wissenschaften doch immer graduell ein Defektzustand bleiben müssen. Das Yogalehrbuch entfaltet eine komplexe und in sich wohlintegrierte geschaute Welt. Den Sichtraum dieser Schau läßt der Adept nach der Vorgabe der Schrift im Gang seiner Versenkung aus sich selbst entstehen. Dieser Raum umfaßt alle Dinge. Der buddhistische Yogin ist selbst ein Wesen dieses Raumes, als sei er das schlagende Herz dieses aus ihm entstehenden und wieder in ihn zurückkehrenden schaubaren Ganzen der Welt. Das zuvor Verborgene, das dank der Weltveränderung seines achtsam atmenden Übens sichtbar wird, ist zugleich auch das Erlösungsbedürftige, das erst noch zum Erlöschen zu Bringende alles Leidens der Welt. Was als diese Schau „Erkenntnis" oder „Erleuchtung" heißen kann, ist eine von Farbe und Gestalt, von Ritus und Kosmologie durchdrungene, alle Gebiete des Sinnens und Denkens umfassende mythologische Raumanordnung, die ihre liturgische Vergegenwärtigung in dem hat, was wir „darstellende Kunst" nennen, insbesondere in der Architektur und Malerei der Seidenstraße. |
Autor: | Dieter Schlingloff |